HAGEBAU TROCKENBAU

Zu Beginn des Jahres 2020 standen für das deutsche Bauhauptgewerbe noch alle Ampeln auf Grün. Im Vorjahr legte der Auftragseingang in der Bran- che um 8,2 % zu, auch der Auftragsbe- stand erreichte Ende 2019 einen neuen Rekordwert von 52 Mrd. Euro. Entspre- chend positiv waren die Erwartungen. Der Hauptverband prognostizierte für das Bauhauptgewerbe ein Umsatzplus in der Größenordnung von nominal 5,5 %, preisbereinigt von 1,5 %. Vor allem im zweiten Quartal hat die Corona-Krise die Gesamtwirtschaft stark belastet. Selbst wenn die derzei- tigen Lockerungen im Wirtschaftsleben beibehalten werden und es nicht zu ei- nem erneuten partiellen Lockdown in der Wirtschaft kommt, wird das reale Bruttoinlandsprodukt 2020 stark zu- rückgehen. Die Wirtschaftsforschungs- institute erwarten im Durchschnitt für 2020 einen Einbruch von 5,4 %. Die Bauwirtschaft erweist sich bis- lang noch als relativ stabil. Nach vorläu- figen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ging die gesamtwirt- schaftliche Wertschöpfung im 1. Quar- tal preisbereinigt um 1,6 % zurück und brach im 2. Quartal sogar um 11,3 % ein. Im Baugewerbe legte sie von Janu- ar bis März noch um 6,7 % zu. Seit April zeigten sich auch im Baugewerbe Pro- duktionsbehinderungen durch fehlende Arbeiter aus dem Ausland und die Hygi- enevorschriften auf den Baustellen. Die Wertschöpfung stieg aber von April bis Gute Nachrichten von den Baustellen: nur geringe Einbußen wegen Corona Juni gegenüber dem Vorjahresquartal noch um 1,6 % an. Der baugewerbliche Umsatz im Bau- hauptgewerbe (Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten) stieg von Janu- ar bis August nominal um 5,5 %, real um 2,6 %. Der Auftragseingang legte im Januar und Februar noch deutlich zu, ging aber von März bis August um 1,8 %zurück, für die ersten acht Mo- nate ergibt sich damit ein Orderminus von nominal 0,5 %, real von 3,4 %. Der Auftragsbestand erreichte dennoch zur Jahresmitte einen neuen Rekordwert von 58,7 Mrd. Euro, das entspricht ei- nem Plus von 7,1 % gegenüber dem Vorjahreswert. Bei der Bewertung muss in Betracht gezogen werden, dass eventuell stor- nierte Aufträge erst nachträglich erfasst werden. Der Anteil der Firmen des Bau- hauptgewerbes, der in der ifo Konjunk- turumfrage eine Behinderung der Bau- tätigkeit durch Stornierungen meldet, hat sich von Januar bis Mai 2020 von 3,4 % auf 10,9 % verdreifacht, ist aber bis September wieder auf 5,7 % gefal- len. Die Corona-Krise hat auch die Stim- mung in der Baubranche eingetrübt. Laut der ifo-Konjunkturumfrage im Oktober wurde die aktuelle Geschäfts- lage im Bauhauptgewerbe per Saldo noch positiv eingeschätzt (+20 Punkte). Bei den Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate gab es allerdings gegenüber dem Vorjahr ei- nen deutlichen Rückgang: Der Saldo („günstiger“ abzüglich „ungünstiger“ Meldungen) lag saisonbereinigt bei -18 Punkten (April: -50). Der Öffentliche Bau kam im bis 2019 anhaltenden Bauaufschwung nur spät in Gang. Dies war vor allem auf die Zu- rückhaltung der Kommunen zurückzu- führen, auf die mehr als die Hälfte der öffentlichen Bauausgaben entfallen. Ei- gentlich hatten die Städte und Gemein- den für das laufende Jahr geplant, ihre Ausgaben für Baumaßnahmen zwei- stellig auszuweiten. Die Corona-Krise und die darauf basierenden Steuermin- dereinnahmen machen dies unmöglich. Allerdings werden Bund und Länder im Rahmen des Konjunkturprogramms die wegbrechenden Gewerbesteuer- einnahmen komplett ersetzen. Zudem übernimmt der Bund einen weiteren Anteil an den Kosten der Unterbringung für berechtigte Haushalte. Damit kön- nen die kommunalen Bauinvestitionen einigermaßen stabilisiert werden. Zwar werden auch Bund und Länder mit erheblich geringeren Steuereinnah- men auskommen müssen. Allerdings ist die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse für 2020 aufgehoben worden, um die fehlenden Einnahmen durch eine Neuverschuldung ausglei- chen zu können. Deshalb erwarten wir, dass bei Bund und Ländern die Aus- gaben für Baumaßnahmen gegenüber dem Vorjahr wie geplant leicht zulegen werden. Von Januar bis August legte das Volu- men der Genehmigungen im Nichtwoh- nungshochbau (veranschlagte Baukos- ten) für öffentliche Auftraggeber um 9,7% zu. Der gesamte Auftragseingang (inklusive des öffentlichen Tiefbaus) im Öffentlichen Bau stieg um nominal 2,1%, der Umsatz um 6,2 %. Wir er- warten aber für das zweite Halbjahr auf kommunaler Ebene eine schwäche- re Entwicklung. Der Auftragsbestand lag zur Jahresmitte mit 20,4 Mrd. Euro um 2,9% unter dem Vorjahreswert. Quelle: Heinrich Weitz, Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. Die Baukonjunktur bleibt relativ stabil Bauindustrie im Jahr 2020 von Corona nur leicht beeinflusst Foto: iStock / E+ / FluxFactory 12 TROCKENBAU aktuell Winter 2020

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