HAGEBAU TROCKENBAU

Als im Frühjahr nach dem ersten Co- rona-Schock die Produktion im europä- ischen Baugewerbe starke Rückgänge verzeichnete, schien die deutsche Bau- wirtschaft mit einem blauen Auge da- vonzukommen. Laut dem EU-Statistik- büro Eurostat sank in der EU im März und April 2020 die Produktion im Ver- gleich zu den Vorjahresmonaten um 14,3 % bzw. 25,8 % und im Euroraum sogar um 16,5 % bzw. dramatische 30,9 %. Dagegen konnte das deutsche Baugewerbe im März sogar noch einen Zuwachs von 4,0 % vorweisen, und im April fielen die Einbußen mit minus 0,7 % mehr als moderat aus. Am schlimmsten erwischte es in die- sen beiden Monaten die von der ersten Infektionswelle extrem betroffenen Län- der Italien und Frankreich. Südlich der Alpen sank die Produktion um 35,5 % bzw. 68,9 %, bei unserem westlichen Nachbarn um 40,8 % und 64,5 %. Auch andere von der Pandemie stark heim- gesuchte Länder wie Belgien mit minus 24,5 % bzw. minus 39,6 % sowie Groß- britannien mit minus 6,2 % bzw. minus 46,4 % erlitten hohe Einbußen in diesen Monaten. Mit Deutschland vergleich- bare Zahlen konnten die Niederlande und Polen vorweisen. Mai und Juni: leichte Erholung In den beiden Folgemonaten Mai und Juni besserte sich die Lage insofern, dass die Rückgänge im Vergleich zum Vorjahr sowohl innerhalb der gesamten EU als auch im Euroraum moderater ausfielen als im Frühjahr: Die Produk- tion im Baugewerbe lag in der EU „nur noch“ um 9,0 % und 4,4 % bzw. im Euroraum um 10,5 % und 4,7 % unter den Ergebnissen des Vorjahres. Dage- gen konnte die deutsche Bauindustrie in diesem Zeitraum sogar Zuwächse melden: im Mai um 1,2 % und im Juni um 2,2 %. Schwer gebeutelt wurde dagegen das nicht mehr zur EU gehö- rige Großbritannien, das die unsichere Brexit-Zukunft zusätzlich belastet: Im Vereinigten Königreich lag die Produk- tion 43,2 % und 25,2 % unter den Vor- jahresergebnissen. Diese Entwicklung setzte sich in den Sommermonaten Juli und August fort. Die Verluste gegenüber den Vorjahres- zahlen reduzierten sich imEuroraum auf minus 0,9 % bzw. in der EU auf minus 1,5 %. In Deutschland entwickelte sich die Lage dagegen erstmals schlechter als im europäischen Durchschnitt: Die Produktion sank im Juli um 2,0 % und im August um 1,8 %, verglichen mit den Vorjahresmonaten. Und während zum Beispiel Frankreich im August wie- der das Niveau des Vorjahres erreichte, blieben die Verluste in Großbritannien weiter dramatisch: minus 15,2 % im Juli und minus 14,5 % im August. Die Zah- len des Herbstes lagen zum Zeitpunkt, als diese Zeilen geschrieben wurden, noch nicht vor. Für die Trockenbau-Branche wichtig ist: Die hier aufgeführten Zahlen bezie- hen sich auf das ganze Baugewerbe. Die europäischen Gesamtergebnisse im Hochbau lagen über alle Monate hinweg aber unter diesen Durchschnittswerten, da der Tiefbau meist weniger von der Krise betroffen war. Dessen Ergebnisse lagen im Euroraum seit Juli und in der gesamten EU seit August sogar wieder im Plus, während der Hochbau nach wie vor Verluste hinnehmen musste. Mit einem blauen Auge Die deutsche Baukonjunktur 2020 im europäischen Vergleich Baustelle London: das Baugewerbe in Großbritannien erleidet im europäischen Vergleich die größten Verluste Foto: iStock / Getty Images Plus / Nikolay Pandev 13 TROCKENBAU aktuell Winter 2020

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